Rechtsanwalt Bei Hartz 4

Rechtsanwalt Bei Hartz 4 – Der Berliner Anwalt Raymond Schäfer lebte in Hartz IV, bis er entschied: Es ist besser, Arbeitslose zu beraten, als arbeitslos zu sein. Auch heute noch lebt er in Hartz IV, wenn auch anders: Er beschäftigt vier Mitarbeiter im Büro Schöneberg. Neun von zehn dieser Fälle sind Einsprüche und Beschwerden von Sozialhilfeempfängern gegen Jobcenter. Schaefer verdient mehr als als Anwalt bei White & Case, was ihm aber nicht besonders gefiel – im Vergleich zu seinem jetzigen Job: „Ich bin moralisch gut.“

Schäfer verteilte zunächst Flyer vor dem Jobcenter Friedrichshain-Kreuzberg und bot „eine kostenlose Überprüfung Ihrer Nachrichten“ an. Daneben schrieb er seine Handynummer. „Die Leute haben zwischen acht und neun Uhr morgens und sogar abends angerufen. Ich habe es getan, weil ich alle Bestellungen brauchte“, sagt Schäfer. Das Angebot der kostenlosen Beratung lockt viele Mandanten in die Kanzlei Schäfer.

Rechtsanwalt Bei Hartz 4

Ein Anwalt verdient sein Geld damit, dass er zunächst beim Gericht ein Rechtsberatungsgesuch einreicht. Im Falle einer Genehmigung erhalten Sie in der Regel 50 € für das Erstgespräch. Wenn er es später macht, zum Beispiel Briefe schreibt, bekommt er 100 Euro. Schwierige Fälle mit mündlicher Verhandlung bringen Schäfer 800 Euro. Wenn das Gericht das Beratungsersuchen ablehnt, verzichten Sie auf das Honorar, wie es viele seiner Kollegen tun. Allerdings leben die meisten ihrer Kunden am Rande des Existenzminimums.

Strafrecht Für Sozialrechtler

Mit der Agenda 2010 des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder wurde 2005 ein neuer Wirtschaftszweig für Rechtsanwälte geschaffen: Hartz-IV-Anwälte, deren Haupteinnahmequelle das Arbeitslosengeld II ist. Tausende Anwälte verdienen damit ihr Geld, manche Massenakteure verdienen sogar Hunderttausende Euro im Jahr. Jens Regg, ehemaliger Leiter der Grundsicherung der Landesdirektion für Arbeit Berlin-Brandenburg, spricht über die „Anwaltsbranche“, die sich rund um die Agentur entwickelt hat. Aufgrund der niedrigen Honorare gilt das Sozialrecht bei Rechtsanwälten allgemein als nicht attraktiv. Diesen Nachteil können Hartz-IV-Vertreter durch zahlreiche Einsprüche und Verfahren ausgleichen – und weil die meisten Beratungs- und Rechtshilfeersuchen angenommen werden.

Allerdings konnte die Vertretung von Sozialhilfeempfängern nur für Anwälte ein lukratives Geschäftsmodell sein, da die Regierung die Karu-Gesetze vor zehn Jahren in aller Eile ausgearbeitet hatte. Sie enthalten viele vage gesetzliche Vorgaben, offene Fragen und komplexe Berechnungsmethoden, mit denen Jobcenter teilweise nicht immer umgehen können. Darüber hinaus wurde das Gesetz seit seinem Inkrafttreten mehr als 60 Mal geändert.

„Jeder fünfte Fall wird angenommen“, sagt Heinrich Alt, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit, „weil sich die Rechtslage seit der Entscheidung im Gerichtsverfahren geändert hat.“ Die Erfolgsquote von Einsprüchen gegen Hartz-IV-Entscheidungen ist zurückgegangen, liegt aber im Jahr 2011 immer noch bei 44 %. Begünstigt die hohe Fehlerquote der Anwaltsarbeitsplätze; Der Staat zahlt die Rechnung. Im Jahr 2012 gab die Bundesagentur für Arbeit 39,6 Millionen US-Dollar für Pflichtzahlungen an Sozialhilfeempfänger aus. „Jede Genossenschaft hat einen oder mehrere Anwälte, die von diesem Geschäftsmodell gut leben können“, sagt Heiko Siebel-Huffmann, stellvertretender Direktor des Sozialgerichts Schleswig. Allein in Berlin haben im Jahr 2010 sechs Anwaltskanzleien im Rahmen von Hartz-IV-Verfahren jeweils über 100.000 Euro von Arbeitsagenturen eingesammelt, eine von ihnen erhielt sogar über 300.000 Euro.

Der ehemalige CEO Regg berichtet über Anwälte, die sich auf die Beilegung von Klagen für ein paar Cent spezialisiert haben. Einige Sozialgerichte haben versucht, dieser Praxis ein Ende zu setzen, indem sie Prozesskostenhilfe für Fälle unter 50 Euro verweigerten.

Jobcenter Schlägt Vor Gericht Vergeblich Zurück

Allerdings erklärte das Bundesverfassungsgericht 2011 diesen Ansatz für verfassungswidrig, da er gegen den Grundsatz der Gleichheit zwischen Mittelreichen und Mittellosen verstößt. Die Jobcenter werden durch Anwälte vertreten, daher haben nach Ansicht der Karlsruher Richter auch Hartz-IV-Empfänger Anspruch auf einen Anwalt. Dieser Satz öffnete die Tür zur Klage über Bagatellbeträge – zum Beispiel, wenn jemand 42 Euro zur Deckung der Reisekosten erhalten möchte, das Anwaltshonorar aber zwischen 50 und 550 Euro liegt.

Ein Anwalt kann alle Macht lahmlegen, wie die Mitarbeiter des niedersächsischen Jobcenters Gifhorn seit Jahren erleben. Gemessen an der Anzahl der benötigten Gemeinden weist Gifhorn die meisten Beschwerden über die Arbeitszentren in den alten Bundesländern auf. Maßgeblich verantwortlich ist der ortsansässige Rechtsanwalt Günter Wellnitz.

Zwischen 2008 und 2012 kamen von dort etwa zwei Drittel der durchschnittlich 3.600 Einsprüche pro Jahr gegen die Entscheidungen des Arbeitsamtes. Im gleichen Zeitraum ist ihr Anteil bei etwa 1.800 Tests pro Jahr ebenso hoch. Wilfried Reihl, Leiter der Gifhorner Behörde, nennt Wellnitz „einen Dieb, der das System voll ausnutzt“.

Wellnitz faxte am Montag 630 Einsprüche an das Jobcenter und blockierte das Gerät stundenlang. Der Anwalt folgt dem „Schrotflinten-Prinzip“: „Schießen und auf Treffer hoffen“, sagt Reihl. Wellnitz‘ Widersprüche sind oft Vorabdrucke ohne Bezug zu einem Einzelfall. Gewinnt der Anwalt des Klägers, übernimmt das Jobcenter sein Honorar; Verliert er, zahlt die Gerichtskasse. Hartz-IV-Empfänger sind von der kostenlosen Beratung und der hohen Erfolgsquote überzeugt. Man weiß oft nicht, dass viele gewonnene Klagen und Klagen den Bedürftigen kein Geld bringen, weil dem Jobcenter nur ein Formfehler unterlaufen ist.

Rechtsanwalt Scheidung Berlin Andreas Martin Aus Marzahn

Der zweite Grund für die Flut an Fällen ist die Pflicht der Jobcenter und Sozialgerichte zur umfassenden Sachverhaltsaufklärung – das Prinzip der sogenannten Amtsermittlung. Anschließend verfassen die Anwälte Anträge auf erneute Prüfung, in denen es heißt: „ALG II muss in allen rechtlichen Belangen auf der Grundlage der Sachlage neu geprüft werden.“ Die Institution selbst muss wissen, ob ein Fehler vorliegt und wo dieser liegt. Ein Mitarbeiter des Jobcenters Berlin-Mitte, der ähnliche Fälle erhält, beschwerte sich: „Wir machen die Arbeit und der Anwalt zahlt ein Honorar von 60 bis 390 Euro.“ Manche Rechtsratgeber bestehen aus einem einzigen handschriftlichen Satz.

Auch für Anwälte sind Kunstfehlerklagen lukrativ. Aufgrund des wachsenden Rückstaus können einige Jobcenter die gesetzlichen Meldefristen nicht einhalten. Das machen sich Hartz-IV-Anwälte zunutze: Einen Tag nach Ablauf der Frist stellen sie einen Unterlassungsantrag und zahlen 50 bis 550 Euro Honorar. Das ist nicht gut für die Kunden; Viele Prozesse wären nicht nötig, wenn die Anwälte vorher beim Jobcenter nachgefragt hätten, glaubt der Berliner Richter Markus Rau.

Doch Anwälten geht es mehr um ihre Honorare als um das Wohlergehen ihrer Mandanten. So musste das Jobcenter Gifhorn im Jahr 2012 über 72.000 Euro an Rechtsanwalt Wellnitz überweisen. Noch schmerzhafter war es für Arbeitgeber, mehr als 600.000 Euro an eine auf Jobcenter-Fälle spezialisierte Anwaltskanzlei zu zahlen. Er musste einen Teil des Geldes aus dem Topf nehmen, um einen Job zu gründen. Wellnitz will sich zu seinem Vorgehen nicht äußern.

Kollegen in der Rolle von Wellnitz sind vor allem im Osten aktiv. Zwischen Rostock und Erfurt treffen Menschen in Not doppelt so häufig Entscheidungen wie im Westen. Laut einem internen Bericht der Bundesagentur für Arbeit dürfte die geringere rechtliche Qualität der Bescheide nicht der Grund sein. Sachsen hat beispielsweise eine geringere Fehlerquote als Nordrhein-Westfalen, allerdings stellen sächsische Förderempfänger dreieinhalb Mal mehr Anträge als im Rhein- und Ruhrgebiet.

Hausbesuch. Ein Hartz Iv Trauerspiel In 3 Akten

Lutz Mania, Generaldirektor der Grundsicherung der Region Sachsen-Anhalt-Thüringen, meint, dass Hartz IV im Osten generell weniger akzeptiert sei als im Westen. Einige Rechtsvertreter haben diese allgemeine Stimmung bewusst ausgenutzt. Im thüringischen Unstrut-Hainich-Kreis hatten im November 2012 rund 75 % der statistisch 6.076 bedürftigen Gemeinden einen Fall beim Sozialgericht Nordhausen; Tatsächlich haben einige Leistungsempfänger mehrere Tests durchgeführt.

Die meisten wurden durch den Schotten Möbius ersetzt. Der Hauptgeschäftsführer des Jobcenters Unstrut-Hainich-Kreis schätzt, dass rund 80 % aller Einsprüche und Klagen gegen das Jobcenter im Jahr 2010 von Möbius-Anwälten stammten. Möbius sagt, er halte diese Zahlen für falsch.

Der Anwalt selbst arbeitete in einem Arbeitsamt; Er erkannte genau alle Schwächen der Bärengesetze im Landkreis Gotha und Unstrut-Hainich. Er verließ das Unternehmen nach zwei Jahren, weil man seine befristete Stelle nicht dauerhaft machen wollte. Einer Mitteilung an die Vorstandssitzung der Bundesagentur für Arbeit im Januar 2011 zufolge flossen Möbius im Jahr 2009 rund 500.000 Euro aus der Kasse der Bundesagentur für Arbeit zu, im Jahr 2010 rund 1,4 Millionen Euro, nachdem die Zahlen deutlich gesunken waren. Möbius antwortete, dass „die mir zugewiesenen Beträge weit unter den genannten Beträgen liegen.“

Für Möbius ist fast keine Zahl zu klein. Er berechnete seinen Kunden Rundungsdifferenzen, eine Kündigungsgebühr von 85 Cent und Festtarif-Cent für Warmwasser. Nach dem Urteil verteidigte er energisch die 20-Cent-Frage, die schließlich vom Bundessozialgericht entschieden wurde. „Wenn sie nicht durchgesetzt werden kann, ist die gesetzliche Regelung ein zahnloser Tiger.“ Er sagt nicht, dass er mit den Gerichtsverfahren viel Geld verdient hat. So stellte sie im Jahr 2009 pro Hartz-IV-Empfänger 15 Prüfanträge und erhielt pro Mandat 262,69 Euro. Nach Angaben des Jobcenters Unstrut-Hainich-Kreis kassierte er 11.153,47 Euro an Gebühren. Möbius sagt, dass diese Rechnung für ihn „alles andere als nachvollziehbar“ sei.

Hartz 4: Schwarzarbeit, Betrug

Zur Bewältigung der Möbius-Prozesswelle hat das Arbeitsamt des Unstrut-Hainich-Kreises zehn zusätzliche Leiharbeiter eingestellt. Jürgen Fuchs, Direktor des Sozialgerichts Nordhausen, glaubt, dass in den letzten Jahren teilweise zehn weitere Richter entsandt werden mussten, um sich mit Möbius‘ Beschwerden zu befassen. Immerhin soll die Erfolgsquote von Möbius von 80 auf 40 Prozent gesunken sein. Möbius will die Zahlen nicht bestätigen; heißt es: „Es ist die Pflicht der Behörden, gesetzeskonforme und korrekte Mitteilungen zu machen und so die Zahl der Einsprüche und Rechtswege zu begrenzen.“

Möbius kann besonders beschäftigt sein, aber das ist kein Einzelfall. So verlaufen 80 % aller Konflikte

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